SPRIT AUS STROM
Will Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen, muss es auch den Verkehrssektor nahezu vollständig auf erneuerbare Energien umstellen. Oft steht dabei die direkte Elektrifizierung von Fahrzeugen im Fokus. Doch was ist mit E-Fuels? Aus erneuerbarem Strom gewonnen, werden sie ein immer wichtigerer Bestandteil einer erfolgreichen Energiewende.
Autor: Dr. David Bothe
Stecker statt Zapfpistole – so sieht es heute in der Praxis aus, wenn private Fahrzeughalter oder Unternehmen auf E- oder Hybridfahrzeuge umstellen. Doch die Elektrifizierung des Automobilverkehrs kann auch auf indirektem Weg erfolgen: über die Nutzung sogenannter E-Fuels. Mithilfe strombasierter chemischer Energieträger, wie synthetischem Diesel, Methan oder Wasserstoff lässt sich elektrische Energie in chemische Energieträger umwandeln und in konventionellen Verbrennungsmotoren einsetzen.
BEREITSTELLUNGSKOSTEN SCHLAGEN WIRKUNGSGRAD
Sprit aus Strom? In der energiepolitischen Diskussion wird an E-Fuels oft kritisiert, dass durch die zusätzlichen Umwandlungsschritte enorm viel Energie verloren geht. Doch bei der Nutzung erneuerbarer Energien ist letztlich nicht physische, sondern ökonomische Effizienz das entscheidende Kriterium: Da erneuerbare Energie ihrem Wesen nach unerschöpflich ist, entscheidet nicht der Wirkungsgrad, sondern allein, welcher energetische Nutzungspfad die geringsten Kosten aufweist.
Dabei muss stets die gesamte Lieferkette von der Energiequelle über die Zwischenspeicherung bis zum Fahrzeug betrachtet werden – nicht zuletzt unter Berücksichtigung der Frage, welche Technologien die Akzeptanz der Bevölkerung gewinnt.
VORHANDENE WEGE FÜR NEUE ENERGIETRÄGER
„Die Deckung des Energiebedarfs für mehr Mobilität bei gleichzeitiger Bekämpfung des Klimawandels ist eine große Herausforderung“, heißt es in einer 2018 veröffentlichten Studie des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik. „Als Flüssigkeiten bieten Power-to-Liquid-Kraftstoffe eine Vielzahl von Vorteilen wie hohe Energiedichte, gute Lagerfähigkeit oder einfache Handhabung.“
Weiterer Vorteil: Vorhandene Infrastruktur und Anwendungen für flüssige und gasförmige Energieträger lassen sich weiter nutzen – sprich die bewährte flächendeckende Versorgung mit Kraftstoff und Gas sowie der Einsatz klassischer Verbrennungsmotoren. Damit lässt sich ein teurer und zeitaufwendiger Ausbau im Strombereich teilweise vermeiden, zum Beispiel bei der Zwischenspeicherung von erneuerbarer Energie.
Zum Vergleich: Bezogen auf den Energiegehalt, entspricht das heute in Deutschland verfügbare Speichervolumen von Gas- und Flüssigkraftstoffen der Batteriekapazität von über 23 Milliarden Fahrzeugen des Typs BMW i3. Derartige Vorteile von E-Fuels wiegen mögliche Nachteile durch höhere Umwandlungsverluste mehr als auf.
Dr. David Bothe ist Associate Director der Unternehmensberatung Frontier Economics
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